Schlimmer als in Moskau

„junge Welt“ vom 24.07.06
Jagd auf Schwule und Lesben in Lettland

Riga. »Es ist unglaublich. Es ist schlimmer als in Moskau. Die Faschisten können hier frei agieren. Und Lettland ist in der Europäischen Union.« Der russische Schwulenaktivist Nikolai Alexejew war schockiert über die Intensität der rechtsradikalen Ausschreitungen (siehe Foto) gegen eine geplante Parade von Homosexuellen in der lettischen Hauptstadt Riga. Offiziell für das vergangene Wochenende angesetzt, wurde die »Gaypride-Parade« von den lettischen Behörden wegen »Sicherheitsbedenken« abgesagt.

Dennoch versammelten sich annähernd 50 Menschen zu diversen Ersatzveranstaltungen. Der Organisator der lettischen »Gaypride«, der Verein Mosaik, organisierte eine Pressekonferenz im Reval Latvia Hotel, in deren Verlauf es zu den heftigen Übergriffen kam. Mehrere Mitglieder faschistischer Organisationen konnten Augenzeugenberichten zufolge von der Polizei unbehelligt in den Veranstaltungsraum eindringen und die dort Versammelten bedrohen. Die Teilnehmer der Pressekonferenz mußten unter Polizeischutz in bereitgestellte Wagen gebracht werden, weil rund 70 Rechtsradikale den Eingang blockiert hatten. Einem homosexuellen Pastor verweigerte die Polizei jeglichen Geleitschutz. Er wurde vor seinem Auto von einem Dutzend Demonstranten angegriffen, nachdem er während einer Messe für die Rechte von Homosexuellen plädiert hatte.

Übergriffe Rechtsradikaler gab es auch bei einer Kranzniederlegung für die wegen ihrer sexuellen Orientierung ermordeten Opfer des deutschen Faschismus. Die Sprecherin der Europäischen Grünen, Ulrike Lunacek, erhob schwere Vorwürfe gegen die lettischen Sicherheitskräfte. Die Polizei habe sich gegenüber den Gegendemonstranten eher zurückhaltend bis passiv verhalten.

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