Pandemie des Hungers

exit-online.org, 16.02.2021

Die Zunahme von Mangelernährung und lebensbedrohlichem Elend

‚Jeder Versuch, den Naturzwang zu brechen, indem Natur gebrochen wird, gerät nur umso tiefer in den Naturzwang hinein.‘
Dialektik der Aufklärung

Hunger war schon immer ein steter Begleiter des Kapitals in seiner rund dreihundertjährigen Expansionsgeschichte. Vom krassen Elend in der frühen kapitalistischen Neuzeit, das selbst den Versorgungsstand des Hochmittelalters als eine ‚gute alte Zeit‘ erscheinen ließ, bis zur gegenwärtigen globalen Hungerkrise: Überproduktion, Nahrungsmittelverschwendung und millionenfacher existenzieller Mangel bilden nur unterschiedliche Momente einer irrationalen und zerstörerischen Wirtschaftsweise, der menschliche Bedürfnisse – sofern sie in die geldwerte Form der Marktnachfrage gepresst werden können – nur als Mittel zum Selbstzweck uferloser Kapitalverwertung dienen.

Infolgedessen wäre es verfehlt, die gegenwärtige Zunahme von Hunger und Mangelernährung in vielen Teilen der Welt monokausal auf die Pandemie zurückzuführen. Die Unfähigkeit des kapitalistischen Weltsystems, eine effiziente Pandemiebekämpfung zu organisieren, ohne dass Millionen im Elend versinken, verstärkt nur bereits gegebene Tendenzen. Die Zahl der weltweit hungernden Menschen stieg schon seit 2014 – nach einer kurzen Phase des Absinkens – laut der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) beständig an.

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