„Junge Welt“, 29.07.2011
KostÂspieÂlige RetÂtungsÂmaßÂnahmen für FinanzÂbranche. SubÂstanÂtiÂelle StaÂbiÂliÂsieÂrung weiter fragÂlich.
WähÂrend SpaÂniens BevölÂkeÂrung mit immer neuen »SparÂpaÂketen« trakÂtiert wird, stützt Madrid zugleich den maroden FinanzÂsektor mit Milliardenbeträgen. Die BankÂhäuser auf der IbeÂriÂschen HalbÂinsel finanÂzierten jahreÂlang die SpeÂkuÂlaÂtiÂonsÂdyÂnamik auf dem ImmoÂbiÂliÂenÂsektor mit großÂzügig verÂgeÂbenen HypoÂtheken, die einen besonÂders stark ausÂgeÂprägten BauÂboom ermögÂlichten. Auf dessen HöheÂpunkt wurden je 1000 Einwohner 14 WohÂnungen errichtet, bei nur sieben in den USA und drei in Großbritannien.
Nach dem Platzen dieser Blase, was zu einem masÂsiven PreisÂverÂfall von bis zu 70 ProÂzent bei ImmoÂbiÂlien und ausÂarÂtenden ZwangsÂentÂeigÂnungen führte, fanden sich SpaÂniens Banken auf einem rieÂsigen Berg fauler HypoÂtheken wieder BerechÂnungen der Boston ConÂsulÂting Group zufolge exisÂtieren immer noch »ImmobilienÂriÂsiken« von rund 35 MilÂliÂarden Euro. Andere SchätÂzungen gehen von einem FinanÂzieÂrungsÂbeÂdarf der FinanzÂbranche von bis zu 50 MilÂliÂarden Euro aus.
Madrid stellte RetÂtungsÂmittel bereit, die auf bis zu 99 MilÂliÂarden Euro ausÂgeÂweitet werden können. Im verganÂgenen Jahr bekamen strauÂchelnde Banken und SparÂkassen elf MilÂliÂarden Euro aus dem steuÂerÂfiÂnanÂzierten RestrukÂtuÂrieÂrungsÂfonds (FROB  –  Fondo de reeÂstrucÂturaÂción ordeÂnada banÂcaria). Damit entÂspraÂchen diese öffentÂliÂchen FinanzÂzuÂwenÂdungen in der Summe mehr als zwei Drittel des »SparÂpaÂketes«, das 2010 verÂabÂschiedet wurde.
In diesem Jahr sollen einem Bericht des Wall Street Journal zufolge nochÂmals 30 MilÂliÂarden Euro in den BanÂkenÂsektor gepumpt werden. Dies geht mit einem staatÂlich forÂcierten KonÂzenÂtraÂtiÂonsÂprozeß in der FinanzÂbranche einher, bei dem kleiÂnere InstiÂtute zu gröÂßeren zusamÂmenÂgeÂfaßt werden und BörÂsenÂgänge wagen. Bei einer Fusion von sieben angeÂschlaÂgenen SparÂkassen (Cajas) SpaÂniens Mitte 2010 flossen beiÂspielsÂweise öffentÂliche HilfsÂgelder in Höhe von 4,6 MilÂliÂarden Euro.
Die bisÂheÂrigen kostÂspieÂligen RestrukÂtuÂrieÂrungsÂmaßÂnahmen scheinen aber eine subÂstanÂtiÂelle StaÂbiÂliÂsieÂrung verÂfehlt zu haben, wie der zuletzt im Juli durchÂgeÂführte »BanÂkenÂstreßÂtest« offenÂlegte, bei dem fünf spaÂniÂsche SparÂkassen und eine Bank durchÂfielen. Wenige Tage nach der BekanntÂgabe dieses blaÂmaÂblen ErgebÂnisses wurden erneut 2,8 MilÂliÂarden Euro in den FinanzÂsektor gepumpt, die Caja MediÂterÂraneo (CAM) kam unter Staatskontrolle.
Die spaÂniÂsche ZenÂtralÂbank künÂdigte überÂdies an, daß neben der CAM noch minÂdesÂtens vier andere SparÂkassen mit weiÂteren 5,4 MilÂliÂarden Euro verÂsorgt werden müßten. Ein Ende dieser unendÂliÂchen Geschichte ist bisÂlang nicht absehbar, da der spaÂniÂsche ImmoÂbiÂliÂenÂmarkt sich immer noch nicht staÂbiÂliÂsiert hat. Allein im Mai verÂzeichÂnete das südÂeuropäische Land einen RückÂgang der VerÂkäufe um 18,3 ProÂzent gegenÂüber dem Vorjahreszeitraum.