Quod erat demonstrandum

Die von Jürgen Elsässer angestrebte – und von ihm als „Volksfront“ beschönigte – Querfront reicht zwar noch lange nicht von „Lafontaine bis Gauweiler“, wie von ihm erträumt, aber doch immerhin von der Arbeiterfotografie bis zum Danubia-Burschenschaftler Michael Vogt, wie die jüngste Ausgabe seiner verschwörungsideologisch aufgeladenen „Compact“-Buchreihe zum Iran enthüllt.

Die Verschwörungstheoretiker der Arbeiterfotografie befassten sich in der neusten Compact-Machwerk mit dem „Informationskrieg gegen Achmadinedschad“, weiß die Querfrontseite „Berliner Umschau“ zu berichten. Ich verwette mein gesamtes monatliches Geheimdienstgehalt darauf, dass die beiden Arbeiterfotografen in ihrem neusten paranoiden Machwerk Achmadinedschad als ein potentielles Opfer des Mossad darstellen werden – so wie es auch bei Jürgen Möllemann und Jörg Haider der Fall gewesen sein soll, die ja laut Arbeiterfotografie-Halluzination höchstwahrscheinlich von den israelischen Geheimdienst aufgrund ihrer mutigen antiimperialistischen Politik ausgeschaltet worden seien.

Da wächst also zusammen, was zusammengehört. Oder wir haben es hier tatsächlich mit einer ausgewachsenen Verschwörung der Verschwörungsideologen zu tun? Diese könnte ja eventuell insgeheim von deutschen Geheimdiensten unterstützt werden, um im Fall einer weiter eskalierenden Wirtschaftskrise eine populistische Bewegung zu schaffen, welche die Wut der Menschen in ideologische Kanäle lenkt, die das Kapitalistische System nicht gefährden. Mit dem deutschen, „alt-europäisch“ orientierten Industriekapital möchte die „Volksinitiative“ Elsässsers gegen das „angelsächsiche Finanzkapital“ kämpfen – das ist doch der feuchte Krisentraum eines jeden Kapitalisten des Exportweltmeisters Deutschland.

Dieser offensichtlichen Verschwörung, ihren weitverzweigten Kontakten zu Geheimdiensten und – noch! – anonymen Finanziers gilt es nun nachzugehen! Nieder mit der Verschwörung der Verschwörungstheoretiker!

Tja, so einfach werden Verschwörungstheorien gebastelt. Da braucht es keine Begriffsbildung und  Theorie des Kapitalismus.  Gerade in Krisenzeiten, wenn viele vorher apolitische Menschen nach den Ursachen auch der persönlichen Verwerfungen suchen, üben solche primitiven Erklärungsmuster, die die Krisentendenzen des Kapitalismus auf das böse Wirken einer Gruppe böser Menschen reduzieren, eine ungeheure Faszination aus. Dies erspart dem Verschwörungsideologen das Denken, die mühsame Erkenntnis der gesellschaftlichen Struktur, der inneren Antriebsdynamik und der Vermittlungsebenen kapitalistischer Herrschaft.

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