Gen-Soja in Rumänien außer Kontrolle

„Junge Welt“ vom 18.09.06
Saatguthersteller Monsanto nutzt laxe Bestimmungen zum massiven Anbau genetisch veränderter Pflanzen

Massive, illegale Kultivierung gentechnisch veränderter Pflanzen (GVP) bedroht die traditionelle Landwirtschaft Rumäniens. Die lokalen Behörden scheinen mit der Kontrolle massiv überfordert zu sein. Laut eines Berichts der Umweltschutzorganisation Greenpeace findet sich illegal angebautes, genetisch verändertes Soja in elf der 42 Verwaltungsbezirke des Landes. Offiziell findet sich das modifizierte Soja nur auf der Hälfte der 140000 Hektar, auf denen diese Nutzpflanze in Rumänien angebaut wird. Vertreter rumänischer Bauernvereinigungen und ehemalige Spitzenmanager Monsantos sprechen hingegen davon, daß bis zu 90 Prozent der Pflanzen gentechnisch verändert sind. Rumänien ist das einzige europäische Land, das seit 1999 den Anbau von herbizidtolerantem, gentechnisch verändertem Soja legalisierte.

Konkret handelt es sich um das »Roundup Ready Soja« der Firma Monsanto, des größten Saatgutherstellers der Welt, welches seit Jahren zu günstigen Konditionen an die Bauern verkauft wird. Naturgemäß hält sich das Monsanto-Soja nicht an die vorgeschriebenen Anbauflächen, sondern kontaminiert auch die benachbarten, konventionellen Felder. Zudem blüht in dem südosteuropäischen Land ein schwunghafter illegaler Handel mit genetisch modifiziertem Sojasaatgut. Die für die Überwachung des Anbaus von Gensoja zuständigen Behörden verfügen oftmals nicht über die entsprechende, technische Ausrüstung, um überhaupt zu bestimmen, ob Sojafelder aus konventionellen, oder genetisch Veränderten Pflanzen bestehen. Die allgegenwärtige Korruption läßt den beim illegalen Sojaanbau ertappten Bauern oftmals noch Mittel und Wege, um Strafen und Zerstörung der Felder zu umgehen.

Genetisch veränderte Nutzpflanzen werden laut Expertenschätzungen auf ca. sechs bis sieben Prozent der weltweiten Anbauflächen kultiviert, auf denen wiederum zu 60 Prozent genetisch modifiziertes Soja angebaut wird. Dieser Markt wird hauptsächlich von Monsanto und seinem herbizidtoleranten »Roundup Ready Soja« dominiert, das gegen bestimmte Pflanzenschutzmittel immun ist. Der Nachteil dieser Resistenz gegen Pflanzenschutzmittel besteht darin, daß über kurz oder lang auch die Unkräuter Resistenzen ausbilden oder hartnäckige Durchwuchspflanzen aufkommen, die sich nur schwer bekämpfen lassen. Die anfangs sehr niedrigen Kosten für Pflanzenschutzmittel explodieren dann geradezu, da die Genbauern auf andere, teurere Mittel zurückgreifen müssen.

Den baldigen EU-Beitritt vor Augen, gab die rumänische Regierung kürzlich bekannt, den Gentech-Soja-Anbau ab 2007 zu verbieten. Unklar ist aber, wie dieser Ausstieg vonstatten gehen soll, da es hierzu kaum Forschungen oder Feldversuche gab und das Land selbst auch kaum über die notwendigen finanziellen Ressourcen verfügt.

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