Oligarchenhochzeit in Rußland

Aus „Junge Welt“ vom 29.08.06
Durch die Fusion von RusAL und SuAL ensteht der weltgrößte Aluminiumhersteller

Laut einem Bericht der russischen Tageszeitung Kommersant wird im Oktober dieses Jahres in Rußland durch die Fusion von RusAL mit SuAL der weltweit größte Aluminiumkonzern entstehen, der unter anderem 100 Prozent des Inlandsmarktes kontrollieren wird. Die Inhaber der Konzerne, die Oligarchen Oleg Deripaska (RusAL) und Viktor Wekselberg (SuAL), haben sich laut Kommersant nach über einjährigen Verhandlungen auf die Modalitäten der Fusion geeinigt, die Mitte Oktober offiziell bekanntgegeben werden soll.

Trotz der Monopolstellung gilt ein Einspruch der russischen Kartellbehörde gegen die Elefantenhochzeit als unwahrscheinlich, da die russischen Gesetzgebung Binnenmonopole zuläßt, wenn diese eine Stärkung der Position russischer Unternehmen auf dem Weltmarkt mit sich bringen. Der russische Präsident Wladimir Putin hat Kommersant zufolge der Fusion schon zugestimmt. Zudem sind viele Branchenkenner der Ansicht, daß die russische Staatsführung den Zusammenschluß der beiden Aluminiumkonzerne aktiv unterstützte, um Rückschläge bei der russischen Kapitalexpansion im Rohstoffsektor zu kompensieren.

Nach der gescheiterten Übernahme des luxemburgischen Stahlproduzenten Arcelor durch den russischen Stahlkonzern Severstal wird nun in der Aluminiumbranche ein russischer Konzern zum Weltmarktführer aufsteigen. Zudem war SuAL-Chef Wekselberg wiederholt damit gescheitert, im Ausland Fusionspartner zu finden: sowohl Alcoa als auch Alcan lehnten seine entsprechenden Angebote ab.

Bisher sickerten nur spärliche Details zu den Modalitäten der Fusion durch. Der Chef von RusAL, Deripaska, soll laut Kommersant 75 Prozent der Anteile des Monopolisten kontrollieren, Wekselberg erhielte die übrigen 25 Prozent, so das Blatt. Diese Proportionen würden den entsprechenden Marktanteilen beider Konzerne entsprechen. Der nun in Gründung befindliche Riese wird jährlich nahezu vier Millionen Tonnen Aluminium produzieren. Der Zusammenschluß wird auch helfen, Disparitäten auszugleichen. Beide Unternehmen fördern etwa fünf Millionen Tonnen des Aluminium-Grundstoffes Bauxit. Doch während RusAL über Rohstoffmangel klagt, besitzt SuAL zu geringe Verarbeitungskapazitäten.

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