Noch fünf Jahre

Konkret, 6/2012

Wie der Kapitalismus der Menschheit die Lebensgrundlagen entzieht.

Deutschlands Sonnenkönige sind tief gestürzt. Einstmals als Pioniere einer neuen Ökoindustrie gefeiert, gehen die deutschen Solarzellenproduzenten derzeit gleich reihenweise bankrott. Ehemalige Vorzeigeunternehmen und Börsenstars wie Q-Cells, Solar Millennium, Solon oder Solarhybrid sind schon Geschichte, während die Pleitewelle inzwischen auch den deutschen Marktführer Solarworld zu erfassen droht. Dessen Chef Frank Asbeck griff Mitte April in einem Interview mit der »Süddeutschen Zeitung« zu Verschwörungstheorien, um den regelrechten Zusammenbruch der deutschen Photovoltaikbranche zu erklären: »Man will uns kaputtmachen. Unsere Gegner wollen die Solarenergie aufhalten, bevor es zu spät ist.« Der einstmals von den Medien gefeierte Asbeck, der sogar eine Photosynthese betreibende Seeschneckenart nach sich benennen ließ (»Elysia asbecki«), attackierte die Regierung Merkel, die mit der Kürzung der Solarförderung »um 30 bis 50 Prozent« dem Druck der großen Energiekonzerne RWE, Eon, EnBW und Vattenfall nachgegeben habe.

Einen weiteren Verursacher der deutschen Solarmisere verortete Asbeck in der chinesischen Photovoltaikbranche, die von Peking »allein 2011 mit mehr als 20 Milliarden Euro« gestützt worden sei. Dieser »Industriekrieg« ermögliche es den chinesischen Firmen, ihre Solarzellen »teilweise 30 Prozent unter den eigenen Kosten« zu verkaufen. Tatsächlich ist der Anteil der chinesischen Hersteller auf dem Solarmarkt von rund acht Prozent 2005 auf 57 Prozent 2011 angestiegen, während die deutschen Unternehmen im selben Zeitraum eine rapide Erosion ihrer Marktanteile von rund 20 Prozent auf 6,7 Prozent erlebten. Ist somit China auf dem Sprung zur künftigen Solarsupermacht, die eine monopolartige Stellung auf diesem »Zukunftsmarkt« erringen wird, wie Asbeck befürchtet?

Das Manko dieser Ursachenanalyse der deutschen Solardämmerung liegt darin, daß sich inzwischen auch die chinesische Solarbranche in einer schwierigen Lage befindet. Trotz der staatlichen Förderung litten die chinesischen Hersteller an Überkapazitäten, berichtete die »Financial Times Deutschland«. Alle sechs führenden börsennotierten chinesischen Solarunternehmen hatten im dritten Quartal 2011 einen operativen Verlust zu verbuchen, da viele Solarmodule wegen des harten

Verdrängungswettbewerbs tatsächlich unter den Herstellungskosten verkauft werden müssen. In den vergangenen Jahren seien in Fernost »riesige neue Fabriken gebaut« worden, die nun nicht ausgelastet werden könnten. Diese klassische Überproduktionskrise der jungen Solarbranche resultiert aber vor allem aus der nachlassenden Expansionsdynamik des Marktes für Solarmodule. Wuchs der globale Absatz der Photovoltaikanlagen 2010 noch um 120 Prozent, so waren es 2011 nur noch 36 Prozent. Das ist die niedrigste Wachstumsrate der Solarindustrie seit 2003. Die Wende zu einem »grünen« Solarkapitalismus scheint somit bereits am Ende, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Der Verdrängungswettbewerb, dem Deutschlands Sonnenkönige zum Opfer fielen, resultierte aus dieser global erlahmenden Marktexpansion, die neu aufgebaute, gigantische Produktionskapazitäten hinterlassen hat.

Ähnlich verhält es sich mit der in Deutschland wie in China erträumten Durchsetzung der Elektromobilität, die der Fahrzeugindustrie einen gigantischen Modernisierungsschub verpassen und Millionen von elektrisch betriebenen PKWs binnen weniger Jahre auf die Straßen bringen sollte. Diese Elektrofahrzeuge sollten im idealen Fall durch Strom aus regenerativen Quellen betrieben werden und zudem als fahrende Energiespeicher dienen, deren Batterien als Puffer zur Ausgleichung von Schwankungen der regenerativen Stromerzeugung dienten. In Deutschland wollten noch im vergangenen Jahr die Grünen – im Umfragehoch nach dem Multi-GAU von Fukushima – bis 2020 eine Million Elektroautos durch Kaufprämien von bis zu 5.000 Euro fördern. Peking wiederum plante, bis 2015 rund 500.000 batteriebetriebene Fahrzeuge von der heimischen Autoindustrie produzieren zu lassen, die zu diesem Zweck mit fast zwölf Milliarden Euro staatlich subventioniert wurde – bislang sind gerade mal 6.900 Elektroautos in China verkauft worden. Die Führung in Peking hat folglich Mitte April das Scheitern dieser Pläne eingestanden und eine Änderung ihrer Fördermaßnahmen für Elektrofahrzeuge beschlossen, die nun vor allem Hybridfahrzeugen zugute kommen dürften. Er sei sich »nicht mehr sicher, ob sich diese Fahrzeuge letztlich durchsetzen«, erklärte Regierungschef Wen Jiabao unter Verweis auf den stagnierenden Absatz von Elektroautos. Auch die westliche Autobranche hat die zwischenzeitliche Begeisterung für Elektroautos abgeschüttelt, wie etwa die »Neue Zürcher Zeitung« in einem Bericht vom Genfer Autosalon konstatierte. Ein »neuer Pragmatismus« habe Einzug gehalten, bei dem nun »Autos mit optimierten Verbrennungsmotoren« im Zentrum der Aufmerksamkeit stünden.

Einzig die globale Windenergiebranche steckt derzeit nicht in einer dramatischen Krise, obwohl auch in diesem Sektor der regenerativen Energieerzeugung die Konkurrenz zunimmt, da die Produktionskapazitäten weitaus schneller wachsen als der Markt. Mittels eines globalen Investitionsvolumens von rund 50 Milliarden Euro wurde die installierte Leistung der globalen Windkraftanlagen im vergangenen Jahr um rund 20 Prozent gesteigert, wobei auch hier China führend war, auf das circa 43 Prozent des Ausbaus entfielen. Für das laufende Jahr rechnet die European Wind Energy Association aber nur noch mit einem mageren »Zuwachs der neu installierten Windturbinen zwischen 5 und 10 Prozent«, wie die »FAZ« meldete, was in krassem Kontrast zu den Wachstumsraten vor Ausbruch des Konkurrenzkriegs in der Branche steht, als der Markt um 30 Prozent jährlich wuchs. Die globalen Überkapazitäten in der Branche werden auf 25 bis 40 Prozent geschätzt, zitierte die »FAZ« aus einer Studie der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman. Bis 2015 sei in diesem Sektor »kein dynamisches Wachstum zu erwarten«.

Ungeachtet der Absatzprobleme und Überkapazitäten, die der »Ökobranche« aus dem Irrwitz des kapitalistischen Marktes erwachsen, beschleunigt sich, was euphemistisch »Klimawandel« genannt wird. Die bisherigen marktvermittelten Anstrengungen zum Aufbau eines ökologischen und nachhaltigen Kapitalismus haben den globalen Anstieg der Treibhausgasemission nicht einmal verlangsamen können – dies hat bisher nur die Weltwirtschaftskrise im Jahr 2009 kurzfristig vermocht. Zwischen 2000 und 2010 stiegen die CO2-Emissionen weltweit im Schnitt um drei Prozent jährlich, um dann im Krisenjahr 2009 marginal um 1,2 Prozent zu sinken. Dieser leichte Einbruch wurde bereits 2010 mehr als kompensiert, als aufgrund der global aufgelegten Konjunkturpakete eine Steigerung der Emissionen von Kohlendioxid um 5,9 Prozent erreicht wurde. Dies war der höchste jährliche Anstieg seit zwei Jahrzehnten. Bisher sind mit Ausnahme von 2009 in keinem einzigen Jahr des 21. Jahrhunderts die Emissionen von Treibhausgasen gesunken. Mehr noch: Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Emissionen ist im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts weitaus höher als etwa in den neunziger Jahren. Mit globalen Emissionen von 33 Milliarden Tonnen erreichte die Weltwirtschaft 2010 einen gegenüber dem Jahr 2000 um 30 Prozent vergrößerten CO2-Ausstoß, während die Emissionen in den vergangenen 20 Jahren – also seit 1990 – um insgesamt 45 Prozent anstiegen.

Damit läßt sich empirisch belegt konstatieren, daß die vielbeschworene »Energiewende« hin zu regenerativen Energieträgern bisher schlicht nicht stattfindet. Der exponentiell wachsende Treibhausgasausstoß ließ die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf inzwischen rund 390 ppm (parts per million) ansteigen, während die natürliche Fluktuation der Kohlendioxidkonzentration sich in den vergangenen 800.000 Jahren zwischen 170 und 300 ppm bewegte. Laut einer innerhalb der Klimawissenschaft dominanten Hypothese wird ab einer CO2-Konzentration von mehr als 450 ppm – die einem globalen Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter entspricht – der Klimawandel irreversibel beschleunigt, da ab diesem Grenzwert ein tipping point (Kippunkt) des Klimasystems erreicht würde, der eine Kaskade sich selbst verstärkender Rückkopplungseffekte auslösen würde, bei denen die Treibhausgasemissionen ohne weiteres menschliches Zutun über einen sehr langen Zeitraum immer weiter zunehmen würden.

Gemeinhin gilt die Arktis als die Region, die aufgrund ihrer besonderen Sensibilität für Klimaschwankungen, der Unmengen an gebundenen Treibhausgasen im Permafrostboden und des gefrorenen Methanhydrats in den dortigen Meeren bei fortgesetztem Klimawandel einen solchen tipping point auslösen würde. Die schrumpfende Eisdecke im Polarmeer würde demnach zu seiner Erwärmung führen, wodurch in einer sich selbst verstärkenden Spirale immer mehr Methan – als Klimagas rund 20 mal effektiver als CO2 – in die Atmosphäre gelangte, was die globale Erwärmung wiederum beschleunigen würde. Dies sind nicht bloß theoretische Annahmen, sondern – über 2009 und 2010 durchgeführte Messungen, bei denen über Lücken im arktischen Eispanzer eine um 0,5 Prozent höhere Methankonzentration gemessen wurde – in Ansätzen bereits verifizierte Sachverhalte.

Die wissenschaftliche Diskussion um tipping points des Klimawandels spiegelt die Gesetzmäßigkeiten der materialistischen Dialektik wieder, die nun vom bürgerlichen Wissenschaftsbetrieb neu »entdeckt« werden. Das von Marx formulierte materialistische Theorem besagt, daß beständige quantitative Änderungen in einem komplexen System – in diesem Fall der Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre – an einem bestimmten Punkt zu einer qualitativen Veränderung führen, die das System in einen gänzlich anderen Zustand versetzt. Dieses Prinzip des »Umschlagens von Quantität in Qualität«, wie es etwa im Anti-Dühring ausgeführt wurde, ist irreversibel. Sobald ein bestimmter Grenzwert überschritten wurde, kann der Prozeß nicht mehr gestoppt werden. Im Falle des Klimawandels hätte ein solcher qualitativer Umschlag – vorsichtig formuliert – katastrophale Auswirkungen auf die menschliche Zivilisation, die ihre Entwicklung nicht zuletzt der relativen Stabilität des Klimas in den vergangenen Jahrtausenden verdankt.

Nun läuft die Zeit ab. Die Internationale Energieagentur IEA geht davon aus, daß der point of no return bereits 2017, in fünf Jahren also, erreicht sein wird. »Die Tür schließt sich gerade«, warnte Fatih Birol, Chefökonom der IEA, Ende 2011. Der realexistierende Energiesektor der Weltwirtschaft emittiere bereits rund 80 Prozent des »Kohlendioxidbudgets«, das bis zum Erreichen des Kippunkts von 450 ppm noch übrig sei. 2015 werden es schon 90 Prozent sein. »Wenn wir nicht jetzt die Richtung ändern, wie wir Energie nutzen, werden wir über dem von der Wissenschaft angegebenen Minimum landen«, so Birol. Dennoch gebe es nur »wenige Anzeichen dafür, daß der dringend benötigte Richtungswechsel der globalen Energietrends« eingeleitet wurde, hieß es in einem korrespondierenden IEA-Bericht.

Es wird einen »Richtungswechsel« bei der Verfeuerung fossiler Energieträger und dem exzessiven Verbrauch schwindender Rohstoffe auch nicht geben, solange die kapitalistische Produktionsweise fortbesteht. Eine Vielzahl von Faktoren, die direkt aus der Dynamik, den Widersprüchen und den Strukturen des kapitalistischen Weltsystems resultieren, führt dazu, daß die Emissionen von Treibhausgasen trotz aller Appelle, Konferenzen, Klimaschutzprotokolle und Sonntagsreden munter weiter steigen werden. Der nach Fukushima von den Grünen besungene »Green New Deal«, der zum neuen Leitsektor des Kapitalismus werden soll, wird reine Fiktion bleiben.

Denn Frank Asbecks verschwörungstheoretischer Argwohn hat die Realität ja durchaus gestreift. Energiekonzerne und Bundesregierung sind tatsächlich bemüht, vor allem die Solarbranche zu zerschlagen, da deren Durchsetzung mit einer massiven Dezentralisierung der energetischen Infrastruktur einhergehen würde. Anstatt einiger weniger – von Energiekonzernen kontrollierter – Großkraftwerke würde eine netzwerkartige Energieversorgungsstruktur etabliert, bei der Unmengen von solaren Kleinanlagen dominierten. Dies ist auch eine Machtfrage, bei der die Verfügungsgewalt

über die bislang zentral gesteuerte Energieversorgung zur Disposition steht. Deswegen bemühen sich die Energiemultis, die Energiewende zu hintertreiben beziehungsweise einige ihrer Möglichkeiten durch eigene Großprojekte – wie etwa Windkraft-Offshore-Anlagen – im Einvernehmen mit der Regierung zu steuern.

Spannungen zwischen neu entstehenden und etablierten, aber im Abstieg begriffenen Industriezweigen sind so alt wie die kapitalistische Industrialisierung. Folglich müßte sich die Produktion erneuerbarer Energien trotz aller Widerstände und Verzögerungen schon wegen der Verwertungsmöglichkeiten durchsetzen, die sie eröffnet. Nur: Das Verhältnis zwischen den notwendigen Investitionen und der tatsächlichen Verwertung von Lohnarbeit in der »Ökobranche« ist ungünstig. Die faux frais einer Energiewende sind gigantisch. Um die notwendige energetische Infrastruktur für eine regenerative Energiewende bereitzustellen (Netzwerkumbau, Stromspeicher, Infrastruktur für Elektromobilität etc.), wären allein in der BRD Investitionen von Hunderten von Milliarden Euro notwendig. Diesen enormen Aufwendungen steht aber keine entsprechend massive Verwertung von Arbeitskraft in den regenerativen Branchen gegenüber, die diese mit Hilfe eines zunehmenden staatlichen Steueraufkommens finanzieren könnte.

Ein Vergleich mit dem fordistischen Nachkriegsboom, als eine expandierende Arbeitskraftvernutzung in Wechselwirkung mit enormen staatlichen Investitionen die Automobilmachung des Kapitalismus ermöglichte, mag die Problematik illustrieren. Es ist schlicht unvorstellbar, daß bei der Verwertung der alternativen Energiequellen ähnlich hohe Beschäftigungseffekte erzielt werden können, wie sie im Zuge der Automobilmachung des Kapitalismus in den fünfziger oder sechziger Jahren erreicht wurden. Solarzellen und Windkrafträder werden effizient nicht in der Art und Weise produziert wie Autos vor 40 Jahren, als Tausende von Arbeitern auf endlosen Montagebändern in genau festgelegten Zeitintervallen stupide Handgriffe tätigten, um nach Hunderten von Arbeitsschritten – die je ein Arbeiter ausführte – ein Fahrzeug herzustellen. Zumal der Beschäftigungsaufbau in der Ökobranche mit einem Arbeitsplatzabbau im konventionellen Energiesektor einhergeht. Eon hat beispielsweise Anfang 2012 bereits 11.000 Stellen gestrichen. Kurz: Der Spätkapitalismus ist zu produktiv für eine Energiewende. Beim heutigen allgemeinen Stand der Automatisierung der Produktion gelten tendenziell auch für die Nutzung alternativer Energiequellen Probleme der »Überproduktivität«, wie sie die deutsche Autowirtschaft und der Maschinenbau nur durch Exportoffensiven kompensieren konnten und können.

Doch auch in ökologischer Perspektive bildet die größte Schranke des Kapitals das Kapital selber, weil es aufgrund seiner uferlosen Verwertungsbewegung immer größere Mengen an Energie und Rohstoffen verfeuern muß. Der Ressourcenbedarf des globalen kapitalistischen Verwertungsmotors wird weiter steigen, bis er an seine »äußere Schranke« stößt, die in der Endlichkeit der Ressourcen unseres Planeten besteht. Diese zusehends schwindenden Ressourcen bilden das immer enger werdende Nadelöhr, durch das sich der Prozeß der Kapitalverwertung unter immer größeren Friktionen hindurchzwängen muß.

Spätestens mit dem Ausbruch der Finanzkrise dürfte jedem klar geworden sein, daß die Kapitalakkumulation an die Warenproduktion gekoppelt ist und nicht allein über die Finanzmärkte dauerhaft aufrechterhalten werden kann. Das Kapital ist aufgrund der Notwendigkeit permanenter Verwertung das logische Gegenteil einer ressourcenschonenden Wirtschaftsweise, die notwendig wäre, um ein Überleben der menschlichen Zivilisation zu sichern. Um immer wieder aus Geld mehr Geld zu machen, müssen Arbeit, Rohstoffe und Energie in permanent wachsendem Ausmaß verheizt, müssen alle Waren möglichst schnell obsolet, müssen im kulturindustriellen Dauerbombardement immer neue Bedürfnisse kreiert werden. Das Kapital ist gewissermaßen das Parademodell effizientester Ressourcenverschwendung, das auf die permanente Optimierung seines irren Selbstzwecks (höchstmögliche Verwertung) ausgerichtet ist. Ökologie und kapitalistische Ökonomie vertragen sich tatsächlich nicht – die Autobauer müssen beispielsweise trotz Klimawandel immer weiter neue Autos bauen, da der Mensch im Kapitalismus nur als Träger und Garant der Kapitalverwertung eine Existenzberechtigung hat.

Die ungeheure Wucht seiner alles verschlingenden Expansionsbewegung konnte das Kapitalverhältnis tatsächlich nur auf Grundlage der Energiedichte der fossilen Brennstoffe erlangen, in denen die Sonnenenergie von Millionen von Jahren konzentriert und gespeichert ist. Die Kapitaldynamik hat diesen Energiereichtum in einem erdgeschichtlichen Wimpernschlag unwiederbringlich verbrannt, um hierdurch den irrationalen, den irren Zweck der Selbstverwertung möglichst lange aufrechtzuerhalten. Deswegen übersteigen auch heute noch die globalen Investitionen in den ökologisch desaströsen Abbau immer neuer fossiler Lagerstätten – in Ölsande, Schiefergas oder in die Erschließung der Arktis – die Aufwendungen zum Aufbau eines regenerativen Energiesektors bei weitem. Und deswegen hat die Überwindung der Klimakrise die Überwindung des Kapitalverhältnisses zu ihrer Voraussetzung.

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