Rackets und Rockets
Mittwoch, 25. Mai 2022Konkret, 05/2022
Um die Hintergründe des Ukraine-Krieges zu verstehen, lohnt sich eine Analyse des russischen Machtapparats, der sich unter der Führung Wladimir Putins wesentlich gewandelt hat.
Die Invasion der Ukraine entwickelt sich für den Kreml zu einem militärischen Fiasko, doch an der Heimatfront scheint der Angriff durchaus die gewünschten Effekte zu zeitigen. Die Bevölkerung steht weitgehend hinter dem Kriegskurs. Während sich die russische Armee Anfang April unter großen Verlusten an Menschen und Material aus der Oblast Kiew und der Nordukraine zurückzog, Unmengen an Militärschrott, Massengräber und viele Anhaltspunkte für Kriegsverbrechen zurücklassend, kletterten die Zustimmungswerte für Wladimir Putins Vorgehen auf immer neue Höchstwerte.
Laut Umfragen unterstützten Ende März rund 83 Prozent der Bürger/innen der Russischen Föderation die von einem engen Machtzirkel im Kreml geplante Invasion. Im Februar lagen die Zustimmungswerte zur Ukraine-Politik Putins bei 71 Prozent, im Januar waren es 69 Prozent. Der wachsende Rückhalt in der Bevölkerung ist nicht allein auf die übliche Burgfriedenspolitik zurückzuführen, die sich gewöhnlich nach Beginn der Kampfhandlungen in den kriegführenden Staaten einstellt – dies war etwa auch bei der Invasion des Irak durch die USA der Fall -, er wird überdies begünstigt durch Trotzreaktionen gegenüber den westlichen Sanktionen. Außerdem will offenbar ein großer Teil der russischen Bevölkerung den geopolitischen Abstieg Russlands verhindert sehen, den die Großmacht bei einer Annäherung der Ukraine an die Nato erfahren würde.
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